Oz * 1950 in Heidelberg; † 25. September 2014 in Hamburg
Oz
Foto by Randy Rocket

1977: Jimmy Carter wird in den USA Präsident, Amnesty International erhält den Friedensnobelpreis und Helmut Schmidt ist deutscher Bundeskanzler. Wem wäre dabei aufgefallen, dass ein kleiner Mann leise, aber penetrant damit begann, die grauen Betonmauern seiner Umgebung mit seinen Werken aus Smileys, Schriftzügen, Kringeln, Spiralen und Punkten zu besprühen.

Knapp 30 Jahre später sieht der Sachverhalt schon anders aus: Der unter dem Namen »Oz« mittlerweile deutschlandweit bekannte Sprayer wird aufgrund seines Schaffens insgesamt zu mehreren Jahren Haft verurteilt. Bestärkt durch Fans und Unterstützer, befeuert von Gegnern und Verächtern, beide aus unterschiedlichsten Subkulturen, aus sozialen wie politischen Schichten entfacht sich eine öffentliche Disskussion über seine Werke, welche medial für eine breite Masse aufbereitet und zur Schau gestellt wird.

Kernpunkt der Diskussion ist neben der Frage auf das Recht des Bürgers wie auch des Künstlers im öffentlichen Raum immer wieder die Wertigkeit seiner Arbeit im künstlerischen Kontext. Darüber hinaus zielt Oz mit seinen Arbeiten hauptsächlich auf graue Wände und triste Flächen ab – Arbeiten, welche er in unangefochtener Anzahl und Masse in der ganzen Stadt verteilt: all city. Dies brachte ihm vor allem in der Sprayer- und Writer-Szene großen Respekt ein, obgleich er sich dieser weder zugehörig fühlte noch aktiv Kontakt zu deren Mitgliedern pflegte. Aber auch der normale Bürger erfreut sich an den bunten Smileys und charakteristischen großflächigen Wandbemalungen, zaubert doch ein Lächeln oftmals ein neues Lächeln hervor.

Er stößt aber nicht immer auf positives Feedback, setzte er sich doch unaufhaltsam und trotz aller Verbote, Verhaftungen, Drohungen und Misshandlungen vehement durch kontinuierliche Missachtung von Normen und sozial auferlegten Wertvorstellungen zur Wehr. Die damit verbundene, nicht enden wollende Klagewelle lässt sich in einem Rechtsstaat daher lediglich als logische Konsequenz begreifen.

Die Person Oz wird verehrt wie geächtet, ist Held und Gejagter in einer Person, in ständiger Konfrontation mit seinen eigenen Kontroversen und der öffentlichen Debatte über sein Schaffen.